Sag mal, Katrin, warum hast du dich eigentlich für Self-Publishing entschieden?
Diese Frage kommt wahrscheinlich zwangsläufig auf, wenn man erwähnt, dass das eigene Buch nicht bei einem traditionellen Verlag veröffentlicht wird. Dicht gefolgt von: Wow, wie geht denn das? Und: Kann man das dann auch irgendwo kaufen?
Die Antwort auf die letzte Frage lautet eindeutig Ja, wie mein erster selbst verlegter Roman Lehrerherz beweist 😅 Als ich 2020 zufällig einen TED-Talk von Chandler Bolt über das Thema Self-Publishing sah, war mir klar, dass dies mein nächster Schritt sein würde.

Da vermutlich nicht jeder mit den Details des Prozesses vertraut ist, gehe ich in diesem Beitrag näher darauf ein, was genau Self-Publishing eigentlich ist und welche Vorteile die verschiedenen Arten der Veröffentlichung bieten.
Was ist Self-Publishing überhaupt?
Wollte man früher ein Buch veröffentlichen, dann war es der Standardweg, zuerst einen Literaturagenten zu finden, der das eigene Buch dann an einen passenden Verlag weitervermitteln würde. Oder aber man musste mit viel Glück und Geschick aus der Masse von Einsendungen herausstechen, in denen die traditionellen Verlage ertrinken.
Seit große Plattformen wie Amazon KDP oder Tolino Media die Möglichkeit zum unkomplizierten Selbstverlag bieten, hat sich dieses Bild gewandelt. Dank Self-Publishing kann heute jeder, der möchte, ein Buch veröffentlichen. Von der Demokratisierung des Buchmarktes ist dabei häufig die Rede. Nicht allein die Verlage entscheiden mehr, was publiziert wird, sondern die Leser:innen bestimmen, was ihnen gefällt.
Für aufstrebende Autor:innen bietet diese Veränderung einmalige Chancen. Die Ausrede, dass es doch total unrealistisch ist, das eigene Buch zu veröffentlichen, zählt nicht mehr.
Wer es wirklich will, der kann es auch tun!
Beide Optionen, das traditionelle Veröffentlichen ebenso wie das Self-Publishing, haben dabei natürlich ihre Vor- und Nachteile. Die folgenden Aufzählungen sind mit Sicherheit unvollständig und stark von meinen eigenen Erfahrungen mit dem Selbstverlag meines ersten Romans geprägt. Wenn ich also wichtige Vorteile des traditionellen Publizierens vergessen haben sollte, liegt es daran, dass ich damit noch keine persönliche Erfahrung gemacht habe. Eine schöne Gegenüberstellung findet sich auch auf dem Blog der Self-Publishing School.
Zunächst aber zum traditionellen Weg, wie Bücher aus dem Kopf ihrer kreativen Schöpfer:innen in den Buchhandel gelangen.
Die Vorteile des traditionellen Publizierens 📖
- Die Veröffentlichung bei einem Verlag bedeutet die Zusammenarbeit mit erfahrenen Expert:innen aus verschiedenen Bereichen. Von Literaturagent:innen über Lektor:innen, Designer:innen, Finanz- und Marketing-Spezialist:innen sind für jeden Schritt des Prozesses Expert:innen an Bord. Das eigene Buch ist nicht das erste, das sie in ihrem Berufsleben veröffentlichen. Sie wissen, wie das geht.
- Damit einher geht auch, dass sich angehende Poet:innen ganz auf die Kerntätigkeiten ihrer Zunft konzentrieren können. Oder mit anderen Worten: das Schreiben. Das ist es, was wir lieben und was wir am besten können. Und wie sagt man so schön? Autor:in, bleib bei deinen Wörtern.
- Darüber hinaus bietet ein Verlag immer auch Sichtbarkeit und Reichweite. Leser:innen kennen andere Bücher aus dem Verlagsprogramm, verfolgen vielleicht sogar die Kanäle des Verlags und geben auch neuen Autor:innen gern eine Chance, wenn sie ihnen dort empfohlen werden. Und natürlich haben Verlage auch den direkten Draht zu den Buchhandlungen sowie die finanziellen Mittel, um Bücher dort in der Auslage zu platzieren. Wer selbst gern in Buchhandlungen stöbert, weiß genau, dass man auch schon mal mit einem Schmöker nach Hause geht, den man vorher nicht auf der Leseliste hatte.
- Außerdem stehen Verlage immer noch für Qualität. Was von einem Verlag veröffentlicht wird, so ist der verbreitete Eindruck, das muss auch gut sein. Ob dem tatsächlich grundsätzlich so ist, möchte ich nicht beurteilen. Umgekehrt kann ich allerdings aus eigener Erfahrung sagen, dass Self-Publishing nicht mit niedrigeren Standards einhergehen muss. Natürlich findet man im Internet auch Bücher, die vor Rechtschreibfehlern wimmeln oder eher seichte Unterhaltung bieten. Doch die Schwarm-Intelligenz der Leser:innen entlarvt solche Fälle recht schnell. Und einige meiner absoluten Lieblingsbücher und ‑autorinnen (z. B. Carina Bartsch oder Colleen Hoover) haben ebenfalls als Self-Publisher begonnen. Es ist also eher ein Vorurteil über das Self-Publishing als ein tatsächlicher Vorteil des traditionellen Publizierens.
Die Vorteile des Self-Publishings 💻
Im Gegensatz zum traditionellen Weg ist das Self-Publishing noch relativ jung. Doch genauso, wie sich der Buchmarkt wandelt und immer digitaler wird, so wandelt sich auch der Veröffentlichungsprozess.
- In der Einleitung habe ich die Demokratisierung bereits angesprochen. Literaturagenturen und Verlage sind nicht mehr das Nadelöhr, durch das man sich auf dem Weg ins Autoren-Paradies zwängen muss. Die Leser:innen entscheiden, was gefällt. Das ermöglicht neuen Talenten den Weg ins System. Wer etwas zu sagen hat, der kann nun ohne Filter gehört werden.
- Für Autor:innen bedeutet Self-Publishing außerdem, die volle Kontrolle über das eigene Projekt zu haben. Das betrifft in meinen Augen vor allem vier Bereiche:
- Inhaltlich: Das Buch muss nicht zu einem Verlagsprogramm passen, um veröffentlicht zu werden. Es muss auch nicht den Geschmack der breiten Masse ansprechen oder andere Erwartungen erfüllen. Es kann neu und unkonventionell sein oder eine Nische bedienen. Wenn ich einen Liebesroman über eine Informatiklehrerin schreiben und im Buch das Binärsystem erklären will, dann kann ich das machen. Solange man selbst den Inhalt gut findet, kann man ihn auch veröffentlichen.
- Gestaltung: Wie soll mein Buch heißen? Wie soll das Cover aussehen? Wie die innere Gestaltung? Das alles kann man beim Self-Publishing selbst entscheiden. Wer nicht nur sprachlich gerne kreativ ist, wird seine Freude daran haben, sich im Cover-Design zu probieren. Am Ende hat man genau das Buch in der Hand, von dem man selbst geträumt hat.
- Zeitlich: Self-Publishing kennt keine Deadlines. Während das einerseits ein Nachteil sein kann, wenn man zum Prokrastinieren neigt, ist es andererseits ein riesiger Vorteil für alle, die auch noch anderes im Leben zu tun haben. Ich schreibe, wenn ich Zeit und Lust habe. Und sonst lasse ich es bleiben. Das Buch wird am Ende trotzdem fertig – ohne unnötigen Zeitdruck und wahrscheinlich trotzdem schneller als bei der eher langwierigen Veröffentlichung über Literaturagenturen und Verlage.
- Finanziell: Self-Publishing-Plattformen wie Amazon KDP oder Tolino Media bieten transparente Tantiemensätze, die über den Anteilen liegen, die Verlagsautor:innen bekommen. Und dank Print-on-Demand ist auch keine Vorleistung mehr nötig, um Print-Exemplare verfügbar zu machen. Wie viel man beim Entstehungsprozess investiert, liegt somit ganz in der eigenen Hand und hängt nur davon ab, wie viel man selbst machen will und wie viel man an externe Fachleute abgibt (s. nächster Punkt). Darüber hinaus behält man alle Rechte am eigenen Buch.
- Einher mit der vollen Kontrolle über das Projekt gehen auch die unzähligen neuen Erfahrungen, die man beim Self-Publishing machen kann. Je nach Qualifikation und Zeiteinsatz kann man hier nicht nur Autor:in sein, sondern auch Lektor:in, Grafiker:in, Webdesigner:in und vieles mehr. Wer diese Zeit einmal investiert, kann seine neu erworbenen Fähigkeiten danach immer wieder einsetzen. Und was man doch nicht selbst erledigen möchte, das kann man je nach Budget zum Beispiel über Online-Plattformen an Freelancer:innen vergeben, die sich auf diese Tätigkeiten spezialisiert haben.
Fazit
Das Self-Publishing ist längst nicht mehr nur der Weg, den Autor:innen wählen, die es in der traditionellen Buchbranche „nicht geschafft haben“. Vielmehr kann es eine bewusste Entscheidung für die Vorteile des Selbstverlags sein. Für mich war das Self-Publishing die Möglichkeit, meinen Traum vom Schreiben zu verwirklichen. Unkompliziert, selbstbestimmt und nach meinen eigenen Vorstellungen.
Doch zugleich schließen sich die beiden Wege nicht aus. Regelmäßig werden talentierte Self-Publisher:innen auch von Literaturagenturen oder den traditionellen Verlagen entdeckt und haben die Möglichkeit, beide Welten auszuprobieren (siehe z. B. der Post hier). Welcher am Ende der bessere Weg ist, kann nur jeder für sich selbst entscheiden.
Dieser Beitrag ist der erste in einer neuen Reihe von Posts, in denen ich häufig gestellte Fragen beantworte. Wenn Du Themenwünsche hast, auf die ich eingehen soll, hinterlass sie gerne als Kommentar unter diesem Beitrag. Oder schreib mir eine Nachricht über das Kontaktformular. Ich freu mich, von Dir zu hören!